Kamingespräch beim European Forum Alpbach: „Nachhaltiger Konsum der Zukunft ohne Verpackung oder Verpackung mit Zukunft?“

Kamingespräch beim European Forum Alpbach: „Nachhaltiger Konsum der Zukunft ohne Verpackung oder Verpackung mit Zukunft?“

Alpbach, 29. August 2024 – Im Rahmen des European Forum Alpbach 2024 lud die Plattform Verpackung mit Zukunft in Kooperation mit dem Club Alpbach Upper Austria am Mittwochabend zu einem Kamingespräch mit dem Thema „Zukunft ohne Verpackung oder Verpackung mit Zukunft? – Zukunftsszenarien des Lebensmittelhandels“ ein. Vertreter:innen führender Unternehmen der Verpackungsindustrie und des Lebensmittelhandels – ALPLA, Nestlé und METRO – diskutierten über die Herausforderungen und Möglichkeiten nachhaltigen Konsums.

 

Einführung: Konsumkritik und Verpackungsfragen

Das zunehmende Bewusstsein für die Klimakrise hat Konsumkritik verstärkt in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte gerückt. Jede Herstellung, Verpackung und der anschließende Transport sowie Konsum von Produkten verursachen Emissionen. Daraus ergibt sich die Frage: Sollten wir auf Verpackungen verzichten? Der Gedanke liegt nahe, doch ein vollständiger Verzicht ist weder realistisch noch immer nachhaltig. Verpackungen ermöglichen den Transport, informieren über den Inhalt und schützen Lebensmittel – was wiederum zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung beiträgt. Gleichzeitig bleibt die Müllproblematik bestehen. Wie lässt sich also der Klimaschutz mit der Verpackung und der Umweltschutz durch Verpackungsverzicht in Einklang bringen? Die Antwort liegt in der Kreislaufwirtschaft, die Lösungen für den nachhaltigen Umgang mit Verpackungen bietet.

Kreislaufwirtschaft als Lösung klar auf der Hand

Vor diesem Hintergrund trafen sich gestern Expert:innen und interessierte Gäste zum Kamingespräch in Alpbach. Unter der Moderation von Sandra Pechac, Geschäftsführerin der Plattform Verpackung mit Zukunft, und Michael Richter, Vorstandsmitglied des Club Alpbach Upper Austria, diskutierten Vertreter:innen führender Unternehmen der Verpackungsindustrie und des Lebensmittelhandels über die Herausforderungen und Möglichkeiten nachhaltigen Konsums:

Die Plattform Verpackung mit Zukunft und ihre Mitgliedsunternehmen verfolgen die Vision, eine Kreislaufwirtschaft in Österreich voranzutreiben und das Know-how über Verpackungen bei unterschiedlichen Zielgruppen zu stärken. Für die über 25 Unternehmen, die im Rahmen der Plattform agieren, stellt die Transformation von einer linearen Wirtschaft hin zu kreislauffähigen Modellen eine wichtige Priorität dar. Sandra Pechac von der Plattform betonte: „Wir müssen Wege finden, um nachhaltige Verpackungen zu fördern, ohne dabei ihre notwendigen Funktionen zu vernachlässigen. Eine Kreislaufwirtschaft bietet hier vielversprechende Lösungen, die sowohl den Klimaschutz als auch den Umweltschutz berücksichtigen.“

„Wir müssen Wege finden, um nachhaltige Verpackungen zu fördern, ohne dabei ihre notwendigen Funktionen zu vernachlässigen. Eine Kreislaufwirtschaft bietet hier vielversprechende Lösungen, die sowohl den Klimaschutz als auch den Umweltschutz berücksichtigen.”

Sandra Pechac, Geschäftsführerin der Plattform Verpackung mit Zukunft

Konkrete Initiativen und Ziele der Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette

Als Verpackungsspezialist steht ALPLA am Anfang der Wertschöpfungskette. Karl Hagspiel, Senior Circular Economy Expert bei ALPLA Group, erklärte die Bedeutung seines Unternehmens für die Kreislaufwirtschaft: „ALPLA setzt auf innovative Technologien und langjährige Expertise, um Verpackungen zu entwickeln, die sowohl die Bedürfnisse der Industrie erfüllen als auch nachhaltig sind.“

ALPLA zählt zu den weltweit führenden Unternehmen für die Herstellung und Wiederverwertung von Kunststoffverpackungen und verfolgt dabei das Ziel, der nachhaltigste Verpackungshersteller zu werden. Das Unternehmen investiert stark in mechanisches Recycling und vereint unter der Marke ALPLArecycling die eigene Recyclingexpertise, um hochwertiges recyceltes PET (rPET) und recyceltes HDPE (rHDPE) zu produzieren. Bis 2025 soll der Anteil von post-consumer Material (PCR) in ihrer Produktpalette auf mindestens 25% steigen. Durch strategische Partnerschaften und die Nutzung eigener Materialien bietet ALPLA seinen Kunden einen Wettbewerbsvorteil und fördert gleichzeitig regionale und nationale Recyclingkreisläufe.

Ein Erfolgsbeispiel ist die PET-Mehrwegflasche für die Mineralwassermarke Vöslauer, die 90% leichter als Glasflaschen ist, einen um 30% reduzierten CO2-Fußabdruck aufweist und zu 30% aus recyceltem PET besteht, mit der Fähigkeit, mindestens 12 Mal wiederbefüllt zu werden.

„ALPLA setzt auf innovative Technologien und langjährige Expertise, um Verpackungen zu entwickeln, die sowohl die Bedürfnisse der Industrie erfüllen als auch nachhaltig sind.”

Karl Hagspiel, Senior Circular Economy Expert bei ALPLA Group

Nestlé, als einer der größten Lebensmittelhersteller weltweit, ist mit seinen Produkten Teil vieler Haushalte. Katharina Keimelmayr, Head of Corporate Communications, Public Affairs & Marketing bei Nestlé Österreich, betonte den Zweck von Verpackungen und führte aus, welche Schritte das Unternehmen verfolgt, um seine Verpackungen nachhaltiger zu gestalten: „Wir brauchen Verpackungen, damit unsere Lebensmittel sicher und hygienisch bei unseren Kunden ankommen. Diese Anforderungen sollen jedoch nicht auf Kosten des Planeten gehen. Vielmehr ist es Ansporn für uns, zu forschen, zu kooperieren und zu investieren, um innovative Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Verpackungsbereich zu finden.“

Ziel des Unternehmens ist es, dass bis 2025 mehr als 95% seiner Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sind. Bereits heute beträgt der Anteil an wiederverwendbaren, recycelbaren oder kompostierbaren Verpackungen weltweit 86.6%. Im Vergleich zu 2018 wurde auch der Einsatz von Neuplastik um fast 15% reduziert. Dies gelingt durch geringeren Einsatz von Kunststoffverpackungen oder das Weglassen unnötiger Verpackungselemente sowie durch die Entwicklung von alternativen Verpackungsmaterialien für besseres Recycling, oder den Umstieg auf recycelbare Materialien. Teil von Nestlés Verpackungsstrategie ist aber auch die Unterstützung des Aufbaus der nötigen Sammel- und Recyclinginfrastruktur sowie die Förderung der richtigen Verhaltensweisen auf Seiten der Konsument:innen.

„Wir brauchen Verpackungen, damit unsere Lebensmittel sicher und hygienisch bei unseren Kunden ankommen. Diese Anforderungen sollen jedoch nicht auf Kosten des Planeten gehen. Vielmehr ist es Ansporn für uns, zu forschen, zu kooperieren und zu investieren, um innovative Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Verpackungsbereich zu finden.”

Katharina Keimelmayr, Head of Corporate Affairs & Marketing bei Nestlé Österreich

Als Handelsunternehmen steht METRO in direktem Kontakt mit Konsument:innen. Robert Spevak, Abteilungsleiter Revision & Sicherheit bei METRO Österreich, erläuterte die Verantwortung seines Unternehmens bei der Förderung nachhaltigen Konsums: „Als ein führender Großhändler tragen wir eine besondere Verantwortung. Durch Zusammenarbeit mit Lieferanten und konkrete Initiativen können wir Verpackungsabfälle in unseren Lieferketten signifikant reduzieren.“

METRO engagiert sich intensiv für Nachhaltigkeit, insbesondere durch die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und Verpackungsabfällen. Das Unternehmen optimiert kontinuierlich die Warensteuerung und bietet beispielsweise nicht normgerechtes Obst und Gemüse zu reduzierten Preisen an, während es mit Tafeln und gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeitet, um überschüssige Lebensmittel als Mahlzeiten zu spenden. Zudem verfolgt METRO eine starke Reduzierung von Verpackungsabfällen durch das “3R”-Prinzip (Reduce, Reuse, Recycle) und die #METROPlasticFighters-Initiative mobilisiert Mitarbeitende für Nachhaltigkeitsaktivitäten wie Clean-ups und fördert wiederverwendbare Verpackungslösungen.

„Als ein führender Großhändler tragen wir eine besondere Verantwortung. Durch Zusammenarbeit mit Lieferanten und konkrete Initiativen können wir Verpackungsabfälle in unseren Lieferketten signifikant reduzieren.”

Robert Spevak, Abteilungsleiter Revision & Sicherheit bei METRO Österreich

Fazit: Zusammenarbeit als Schlüssel

Die Unternehmensvertreter:innen gaben Einblicke in Herausforderungen und Zukunftsperspektiven in ihrer jeweiligen Branche. Im Rahmen ihres Handlungsspielraums setzen die Unternehmen und Mitglieder der Plattform Verpackung mit Zukunft bereits umfassend Initiativen und Projekte in Hinblick auf die Schaffung kreislauffähiger Verpackungen. Man war sich darüber hinaus einig, dass es für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft die Zusammenarbeit aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette braucht – sowohl Industrie und Handel als auch Politik und Konsument:innen. Nur wenn alle am gleichen Strang ziehen, können zukunftsfähige Lösungen wie eine Kreislaufwirtschaft auch realisiert werden.

Zu den Mitgliedern
Kamingespräch beim European Forum Alpbach: „Nachhaltiger Konsum der Zukunft ohne Verpackung oder Verpackung mit Zukunft?“